
Apocynum cannabinum – Wenn der Körper überläuft
Apocynum cannabinum ist ein zentrales Mittel bei „verhaltenem Wasser“
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In der Homöopathie gilt Apocynum cannabinum – der hanfartige Hundswürger* – als eines der bedeutendsten Mittel bei Flüssigkeitsansammlungen aller Art. Es hilft, wenn der Körper sich mit Wasser füllt, der Urin spärlich fließt, kein Schweiß möglich ist, und der Mensch erschöpft und kühl ist.
Herkunft und Wirkung Apocynum
Apocynum cannabinum stammt aus Nordamerika und gehört zur Familie der Apocynaceae (Hundsgiftgewächse). Die homöopathische Urtinktur wird aus dem frischen Wurzelstock gewonnen. Medizinisch bekannt ist die Pflanze auch als Diuretikum und Herzmittel – sie enthält Cardenolidglykoside wie Cymarin und Apocannosid, die in niedriger Dosierung die Herzkraft steigern und die Diurese fördern.
Typische Indikationen
Apocynum ist angezeigt bei:
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Generalisierter Wassersucht (Anasarka)
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Aszites und Pleuraergüssen
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Herzschwäche mit trikuspidaler Insuffizienz
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Nierenerkrankungen mit Harnverhalt
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Postpartalen oder klimakterischen Blutungen
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Ödemen nach Scharlach, Typhus oder anderen zehrenden Krankheiten
Ein zentrales Leitsymptom: großer Durst, aber Trinken verschlimmert – besonders kalte Getränke führen zu Übelkeit oder Erbrechen.
Körper & Gemüt
Obwohl die psychischen Symptome nicht ausführlich geprüft wurden, wird von dumpfer Benommenheit, Schläfrigkeit, Stupor (v. a. bei Kindern mit Hydrocephalus) und innerer Kälte berichtet. Im Gegensatz zu Apis (welches durch Kälte gebessert wird), wird der Apocynum-Zustand durch Kälte deutlich verschlechtert – auch äußerlich: Patienten frieren, wollen eingepackt sein, reagieren empfindlich auf kalte Getränke oder Anwendungen.
Charakteristische Symptome
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Gefühl: „Wenn ich nur schwitzen könnte, ginge es mir besser.“
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Spärlicher, heißer Urin mit Schleim; Harnverhalt
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Aufgequollenes, blasses Gesicht, Ödeme unter den Augen
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Druck im Oberbauch mit Atemnot
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Unverträglichkeit von Nahrung und Getränken: alles liegt „wie Blei“
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Wasserdurchfall im Wechsel mit Ödemen (auch therapeutischer Hinweis)
Differenzialdiagnose
Mittel | Besonderheit |
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Apis | Durstlosigkeit, besser durch Kälte |
Arsenicum | extreme Schwäche, Unruhe, Angst, Frieren |
Digitalis | Bradykardie, sichtbare Herzangst, verlangsamter Puls |
Helleborus | Hydrocephalus mit Stupor und verlangsamten Reaktionen |
Dosierung & Anwendung
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Akut: Apocynum C30, 1–2 Globuli, ggf. Wiederholung nach 6–12 h
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Chronisch: LM/Q-Potenzen (z. B. Q1–Q6), regelmäßig und unter Beobachtung
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Urtinktur (Phytotherapeutisch): 10 Tropfen in Wasser 3× täglich (nur ärztlich/hp. begleitet!)
Apocynum cannabinum ist ein zentrales Mittel bei „verhaltenem Wasser“ – nicht nur auf körperlicher Ebene, sondern auch im übertragenen Sinn. Es zeigt seine Kraft dort, wo der Fluss im Organismus gestört ist, wo Flüssigkeit nicht mehr zirkuliert, sondern sich staut. Ein kraftvolles Mittel bei Herz-, Nieren- und Ödembelastungen, wenn Kälte schwächt, Durst plagt, aber Wasser nicht hilft.
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* Woher kommt der Name „hanfartiger Hundswürger“
1. „Hanfartig“ (cannabinum)
Der Artname cannabinum leitet sich vom lateinischen Wort „cannabis“ (Hanf) ab.
Der Grund:
Die Pflanze Apocynum cannabinum hat hanfähnliche Fasern, die von nordamerikanischen Ureinwohnern (z. B. den Algonkin) zur Herstellung von Schnüren, Netzen und Kleidung verwendet wurden – ähnlich wie Hanf in Europa.
2. „Hundswürger“ (Apocynum)
Der Gattungsname Apocynum stammt vom Altgriechischen:
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„apo“ = weg, fern
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„kyon“ = Hund
Also sinngemäß: „Hundabwehr“ oder „Hundetöter“.
→ Historischer Aberglaube: Die Pflanze sei giftig für Hunde, weshalb sie auch im Volksmund Hundswürger, Hundsgiftgewächs oder Venetianischer Hundstod genannt wurde.
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Tag:anasarca, ödem, wassersucht