Storytelling wie Charles Dickens – Artemisia annua und der Profit
Storytelling in der Wissenschaft inspiriert durch Charles Dickens Geschichten
Charles Dickens wurde heute vor 213 Jahren am 7. Februar 1812 in Landport bei Portsmouth geboren.
Seine meisterhafte Erzählkunst und sein Engagement für soziale Themen haben mich dazu inspiriert, die Bedeutung des Storytellings in der Wissenschaft neu zu betrachten.
Charles Dickens verstand es, komplexe gesellschaftliche Missstände
durch lebendige Charaktere und fesselnde Handlungen einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Seine Werke wie “Oliver Twist” und “David Copperfield” beleuchten die sozialen Ungerechtigkeiten seiner Zeit und regen zum Nachdenken an.
Charles Dickens’ Fähigkeit, Empathie zu erzeugen und gesellschaftliche Veränderungen durch seine Geschichten anzustoßen, erinnert uns daran, dass auch in der Wissenschaft die Art und Weise, wie wir unsere Geschichten erzählen, einen bedeutenden Einfluss auf die Gesellschaft haben kann.
Kapitel I: Die Bittere Hoffnung
An einem kalten und feuchten Abend in London zog der Wind durch die Gassen des Arbeiterviertels Limehouse, wo die Schornsteine wie stumme Wächter den Horizont zierten. In einem der ärmlichen Häuschen saß Dr. Edward Gainsborough, ein junger Wissenschaftler mit zerzaustem Haar und müden Augen. Vor ihm lag ein Manuskript über eine Pflanze aus dem fernen China – Artemisia annua.
“Es ist unglaublich”, murmelte Dr. Gainsborough vor sich hin. “Diese Pflanze könnte Tausende vor der Seuche retten.”
Die Malaria, auch bekannt als das Fieber der Sümpfe, raffte Jahr für Jahr viele der Armen in den Kolonien und selbst in den tiefen Moorlandschaften Englands dahin. Doch trotz der wirksamen Substanz Artemisinin, die in der Pflanze enthalten war, schien der Zugang zu dieser Heilung für jene, die sie am meisten benötigten, unerreichbar.
Kapitel II: Ein Mann der Mittel
Am nächsten Morgen klopfte ein steifer Geschäftsmann namens Mr. Bartholomew Thackeray an die Tür von Dr. Gainsboroughs bescheidenem Labor. In schwarzem Gehrock und glänzendem Zylinder trat er ein, sein Gesicht wirkte so unbewegt wie eine Marmorskulptur.
„Dr. Gainsborough, ich habe von Ihrer Entdeckung gehört“, sagte Thackeray, dessen Firma, Thackeray & Sons, große Anteile an den Arzneimittelmärkten in den Kolonien hielt. „Ich gratuliere Ihnen. Eine beeindruckende Sache. Doch lassen Sie uns zur Sache kommen. Diese Pflanze – Artemisia, nicht wahr? – wird einen angemessenen Preis verlangen müssen.“
„Einen Preis?“ Gainsborough stand auf, seine Stimme bebte. „Diese Behandlung könnte Millionen retten. Sie sprechen von einem Preis?“
„Nun ja“, sagte Thackeray trocken. „Forschung und Entwicklung, Logistik, Patentrechte … Die Armen können sich diese Behandlung nicht leisten, aber die Wohlhabenden werden zahlen. So funktioniert die Welt.“
Kapitel III: Stimmen der Bedürftigen
Im Arbeiterviertel schien die Zeit langsamer zu vergehen. Die Menschen, die Tag für Tag für kargen Lohn schufteten, hörten von der Entdeckung, aber auch von den hohen Kosten, die sie niemals würden aufbringen können. Unter ihnen war auch die junge Martha, deren Bruder William an Fieberanfällen litt. Sie wusste, dass die Rettung zwar existierte, doch sie war unerreichbar wie der Sternenhimmel über den nebligen Straßen Londons.
Kapitel IV: Die Entscheidung
Dr. Gainsborough kämpfte mit sich selbst. Sollte er nachgeben und mit Thackeray zusammenarbeiten, damit zumindest einige gerettet würden? Oder sollte er alles riskieren und versuchen, eine gemeinnützige Lösung zu finden? In einer schlaflosen Nacht entschied er sich. Am nächsten Tag begann er, seine Forschung an unabhängige Mediziner in den Kolonien weiterzugeben – kostenlos. Es war eine stille Rebellion gegen die Macht des Geldes.
Kapitel V: Die Saat der Gerechtigkeit
Langsam, aber sicher verbreitete sich die Kenntnis über Artemisia annua durch die Welt. In Indien, Afrika und Südamerika begannen Ärzte, die Pflanze selbst anzubauen und ihre Wirkstoffe in kleinen, dezentralen Kliniken zu nutzen. Die Firmen wie Thackeray & Sons verdammten Gainsboroughs Handeln als Verrat an der “freien Marktwirtschaft”, doch die Stimmen der Bedürftigen waren lauter.
Jahre später, als Gainsborough alt und grau geworden war, schrieb eine Zeitung über die wachsende Verfügbarkeit der Behandlung in den ärmsten Regionen der Welt. Er lächelte schwach. Er wusste, dass seine Geschichte wie ein einsamer Tropfen im Meer gewirkt hatte – aber manchmal reicht ein Tropfen aus, um Wellen zu erzeugen.
Schlusswort
So erzählt sich die Geschichte von Artemisia annua und den Konflikten zwischen Wissenschaft, Profit und Gerechtigkeit. Ein Konflikt, wie er selbst in den heutigen Zeiten fortbesteht – in einer Welt, die noch immer darum kämpft, dass das Heilmittel gegen die größten Übel allen zugutekommt. Charles Dickens hätte wohl mit einem ernsten Blick geendet und gefragt: „Welche Verantwortung tragen wir für die Schwächsten unter uns?“
Informationen zum einjährigen Beifuß:
Artemisia annua, bekannt als Einjähriger Beifuß, ist eine einjährige Pflanze aus der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Sie stammt ursprünglich aus gemäßigten Regionen Asiens, ist jedoch mittlerweile in vielen Teilen der Welt verbreitet. Die Pflanze kann eine Höhe von bis zu 2 Metern erreichen und zeichnet sich durch ihre stark aromatischen, gefiederten Blätter sowie zahlreiche kleine, gelbliche Blüten aus.
In den Drüsenhaaren (Trichomen) der Blätter und anderen Pflanzenteile werden ätherische Öle gespeichert, die für das charakteristische Aroma verantwortlich sind. Diese Trichome sind auch der Speicherort für den Wirkstoff Artemisinin, der für seine antimalarischen Eigenschaften bekannt ist.
Die Entdeckung von Artemisinin durch die chinesische Wissenschaftlerin Tu Youyou revolutionierte die Malariabehandlung und führte 2015 zur Verleihung des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin an sie.
Neben der Malariatherapie wird Artemisia annua auch in der traditionellen Medizin zur Behandlung von Fieber, Entzündungen, Infektionen und Kopfschmerzen eingesetzt.
Aktuelle Forschungen untersuchen die Wirksamkeit von Artemisia-annua-Extrakten gegen SARS-CoV-2, das Virus, das COVID-19 verursacht. Laborexperimente haben gezeigt, dass Extrakte der Pflanze gegen SARS-CoV-2 aktiv sind.
Zudem gibt es Studien, die darauf hindeuten, dass die Verwendung getrockneter Blätter von Artemisia annua bei der Malariabehandlung Vorteile gegenüber isolierten Wirkstoffen bieten könnte.
Die vielfältigen pharmakologischen Eigenschaften von Artemisia annua machen sie zu einem interessanten Forschungsobjekt für die Entwicklung neuer Therapien.
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