
Gesund beginnt im Mund: Wie die Mundflora unsere Gesundheit beeinflusst
30Zusammenfassung des Vortrags von Prof. Georg Conrads bei der Gesellschaft für Phytotherapie
Unsere Mundflora spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit des gesamten Körpers.
Das zeigte eindrucksvoll der Online Vortrag von Prof. Georg Conrads (RWTH Aachen) bei der Gesellschaft für Phytotherapie. In seinem Vortrag „Mundflora und systemische Gesundheit“ spannte er den Bogen von Zahnmedizin über Mikrobiomforschung bis hin zu neuen therapeutischen Ansätzen – auch aus der Phytotherapie.
Mundflora: Mehr als nur Karies und Zahnbelag
Die Mundhöhle beherbergt über 750 verschiedene Bakterienarten. Diese bilden ein hochkomplexes Mikrobiom, das in einem empfindlichen Gleichgewicht zwischen Schutz und Risiko steht:
-
Schutzfunktion: Gesunde Bakterien besetzen wichtige Nischen und verdrängen krankmachende Keime (Kolonisierungsresistenz).
-
Enzymatische Unterstützung: Bestimmte Bakterien liefern Enzyme wie Nitratreduktasen, die zur Blutdruckregulation beitragen.
-
Risiko: Opportunistische Keime können bei Störungen Infektionen und chronische Entzündungen fördern.
Diese enge Verbindung zwischen Mundgesundheit und Allgemeingesundheit wird in aktuellen Studien immer deutlicher.
Karies: Das Zivilisationsproblem Nummer eins
Ein zentrales Thema des Vortrags war die hohe Kariesprävalenz bei Kindern, trotz aller Präventionsmaßnahmen. Hauptursache bleibt der übermäßige Zuckerkonsum:
-
Zucker verändert die Bakterienzusammensetzung des Biofilms.
-
Säuretolerante Keime wie Streptococcus mutans dominieren.
-
Milchsäureproduktion führt zur Demineralisation des Zahnschmelzes.
Die enge Verbindung von Ernährung, Mikrobiom und Zahnkaries ist wissenschaftlich gut belegt.
Parodontitis: Entzündungen mit systemischen Folgen
Die Parodontitis entwickelt sich zur Volkskrankheit, besonders in einer älter werdenden Gesellschaft. Verantwortlich ist vor allem Porphyromonas gingivalis, ein „Master of Dysbiosis“, der gezielt das Immunsystem manipuliert und chronische Entzündungen auslöst.
Systemische Zusammenhänge:
-
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
-
Diabetes mellitus
-
Schwangerschaftskomplikationen
-
Rheumatoide Arthritis
-
Neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer
Diese Erkenntnisse unterstreichen die systemische Bedeutung der Mundgesundheit.
Phytotherapie als sinnvolle Ergänzung
Hier eröffnet die Phytotherapie neue, nebenwirkungsarme Ansätze:
Stevia – Zuckerersatz mit gesundheitlichem Potenzial:
-
Keine nachgewiesenen Nebenwirkungen in empfohlenen Dosierungen
-
Stabile Blutzucker- und Blutdruckwerte
-
Kein appetitsteigernder Effekt (im Gegensatz zu manchen synthetischen Süßstoffen)
Eugenol – Antimikrobieller Wirkstoff aus der Pflanzenwelt:
-
Entzündungshemmend und antiseptisch
-
Enthalten in Nelken, Muskatnuss, Zimt, Basilikum und Lorbeer
-
Innovative Forschungsansätze: Eugenol-Nanopartikel zum Schutz von Zahnimplantaten
Gerade für Patienten, die bewusst ihre Ernährung umstellen und naturheilkundliche Ansätze nutzen möchten, bietet die Pflanzenheilkunde in der Zahnmedizin spannende Möglichkeiten.
Mundflora beeinflusst Medikamentenwirkung
Eine neue Forschungsrichtung widmet sich der Pharmakomicrobiomik:
Das Mundmikrobiom beeinflusst, welche Medikamente wie wirken.
Vor allem im Duodenum (Zwölffingerdarm) beeinflussen die von oben kommenden oralen Keime die Pharmakokinetik – also Aufnahme, Abbau und Wirkung von Medikamenten.
Diese Erkenntnisse könnten in Zukunft die personalisierte Medizin wesentlich präziser gestalten.
Nitrat, Mundflora und Blutdruck: ein überraschender Zusammenhang
Ein weiteres spannendes Thema des Vortrags war der Einfluss der Mundflora auf den Blutdruck:
-
Nitratreiche Lebensmittel (z.B. Rote Beete, Salate) liefern Vorstufen für Stickstoffmonoxid (NO).
-
Nitrat wird im Mund durch Bakterien zu Nitrit reduziert.
-
Im Magen entsteht Stickstoffmonoxid → entspannend für Blutgefäße → blutdrucksenkend.
Die Bedeutung der richtigen Ernährung für Mundflora und Herz-Kreislauf-Gesundheit wird hier besonders deutlich.
Ganzheitliche Mundgesundheit mit Pflanzenkraft stärken
Prof. Conrads schloss mit klaren Empfehlungen für Prävention und Therapie:
Gemüse, Salate und Gewürze stärken die Mundflora nachhaltig
Zucker reduzieren – Zucker ist kein gesundes Lebensmittel
Antimikrobielle Mundspülungen nur gezielt und zeitlich begrenzt anwenden
Mundflora pflegen statt zerstören – sie ist erstaunlich resilient und erholt sich gut bei schonender Behandlung
Die Phytotherapie kann als natürliche Ergänzung helfen, die Mundgesundheit zu stärken und so systemische Erkrankungen aktiv vorzubeugen.
Denn: Gesund beginnt im Mund.
Ab Januar 2026 startet die Phytotherapieausbildung mit einem neuen Konzept – Therapiekonzepte Phytotherapie
Entdecke mehr von e-Vidia Heilpraktikerschule
Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.